Kategorie: Erlebnisberichte Nava Disa
Erlebnisbericht von Helga
Diesmal - Anfang 2019 - war mein Aufenthalt in Nava Disa - diesem für mich ganz besonderem Kraftplatz - nochmal ganz anders.
Im Unterschied zu den ersten Malen war es nun als Schweigeretreat konzipiert. D.h. verbales Schweigen während der gesamten Aufenthaltsdauer und nicht nur Schweigen am Mittwoch oder je nach eigener Entscheidung.
Eine besondere Erfahrung innerhalb einer Gruppe, deren Zusammensetzung durch unterschiedliche An- und Abreisedaten immer wieder wechselte.
Nava Disa ist ein idealer, paradiesischer Platz, um bei mir anzukommen, zu beobachten und zu erfahren, was das Schweigen mit mir macht. Unterstützend die auf jedem Fleck spürende positive Energie, die Weite des Areals, die liebevolle Gestaltung, die Ruhe, das versorgt werden mit bestem Thailändischem Essen und vielen anderen Annehmlichkeiten.
Struktur geben die festen Zeiten der gemeinsamen Meditationen, Chantings, Lessons von Han Shan und Ton, Talks mit Han Shan und die von Ton angeleiteten Gehmeditationen sowie die festgelegten Essenszeiten. Sehr hilfreich auch die Möglichkeit zu Einzelgesprächen mit Han Shan und Ton sowie die stets umsichtige Padma, die bei allen Fragen einem jederzeit zur Seite steht. Euch allen ein ganz besonders herzliches Dankeschön!
Spannend, meinen Verstand, meine Gedanken, meine Gefühle, kurzum mich zu beobachten was es mit mir macht, wenn ich z.B. etwas Schönes sehe, was ich anderen doch auch so gerne zeigen möchte, oder wenn andere doch mal sprechen. Wie reagiere ich, wenn ich angesprochen werde. Stört es mich, lasse ich mich drauf ein? Ist mir eine Ablenkung von mir selbst vielleicht sogar willkommen? Ein ausgezeichnetes Übungsfeld.
Wie schön, einfach da sein zu dürfen in einem wunderbaren Umfeld umgeben von wunderbaren Menschen, die alle irgendwo auf dem gleichen Weg sind, verbunden zu sein ohne Worte, keinen Austausch zu verpassen, denn alle schweigen, nicht als unsozial zu gelten, weil man sich zurückzieht, denn für jeden ist der Rückzug ein "mehr zu sich hin".
Durchaus manchmal eine Herausforderung bei der Erledigung von freiwilligen Arbeiten mit anderen zusammen, sich ganz achtsam und bewußt der Aufgabe zu widmen ohne nebenher, wie sonst vielleicht gewohnt, miteinander sprachlich zu kommunizieren. Das erdet ungemein und macht die Arbeit ganz besonders.
Ganz bei mir zu sein, wenn ich den Park durchwandere, an den einzelnen Kraftplätzen innehalte, meditiere, kontempliere, ganz egal wer da sonst noch rumwandert. Den anderen freundlich zugewandt sein, aber ohne zu reden oder dies dann durch zu viel Körpersprache meinen, ersetzen zu müssen.
Für mich ganz besonders auch die 4:00 Uhr Meditationen. So extrem schwer es mir fällt um diese Zeit aufzustehen, so erfahre ich doch immer wieder, dass genau diese frühen Meditationen eine ganz besondere Tiefe haben.
Was macht das Schweigen mit mir? Ich erlebe mich selbst intensiver, was nicht immer nur angenehm ist, manchmal auch durchaus schmerzhaft sein kann. Ich habe die Möglichkeit neues in mir zu entdecken, wenn ich mich darauf einlasse. Die Ablenkung, das Ausweichen fällt weg. Kein Lesen, keine Musik, kein verbaler Austausch, keine Rückmeldungen von anderen. Ich lerne mich selbst besser kennen, lerne mit mir alleine auszukommen, spüre mich mehr, nehme meine Umgebung bewußter wahr. Habe unendlich viel Zeit zu meditieren, zu versuchen in die Neutralität zu kommen, Beurteilungen, Bewertungen fallen zu lassen.
Ich durfte Erfahrungen machen, auf die ich in meinem Alltag immer wieder zurückgreifen kann. Ein Geschenk für welches ich außerordentlich dankbar bin.
Helga
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